Missklänge – 4. April 2020
Das hohe Lied des Föderalismus
Nach dem Zentralismus des Dritten Reiches wurde der Föderalismus zu einer Pop Vokabel. Gemeint ist die Organisationsform eines Bundesstaates, dessen einzelne Glieder eine gewisse Eigenständigkeit besitzen. Juristen nennen das Souveränität.
Eine prosperierende Idee. Kann doch jedes Land selbst bestimmen, auf welche Weise die Kinder gebildet werden, wie weit man die Gesundheit der Bürger treibt oder mit welchen Computersystemen sich die Polizisten herumschlagen müssen.
In einer Krise kommen Impulse meist von draußen. Doch bald heißt es auch in den Bundesländern: Wer ordnet die radikalsten Einschränkungen an? Meistens schaffen es die Bayern auf das Treppchen; aber die anderen folgen dichtauf. Seit März heißt es deutschlandweit: Kontakte, Partys, Kneipen, Kaufhäuser, das Schwätzchen beim Friseur – das war einmal.
Während überall Schutzmasken aus Büstenhaltern entstehen, fragen wir uns: Wohin führt uns die nächste Eskalationsstufe? Mag die Regierung zurücktreten? Dürfen Menschen über achtzig noch vom Arzt behandelt werden? Wollen Parlamentarier noch abstimmen? Soll die Topdesstrafe für Hamsterkäufe eingeführt werden? Kann man Mercedes zwingen, Nudeln zu produzieren? Muss Aldi den Preis für diese geilen Frisch-Ei-Waffeln heruntersetzen? Wir werden sehen.
© Marc Mandel 4.4.2020 20 Uhr